29 Jahre WingTsun in Dieburg

Es ist für jeden möglich, sich gegen einen kräftemäßig überlegenen Angreifer zu wehren: Die Lösung heißt WingTsun. Dieses Selbstverteidigungssystem ist eine alte chinesische Kampfkunst, die der Legende nach vor rund 250 Jahren von einer chinesischen Nonne entwickelt wurde.

Im Mai 1994 brachten Björn Grimm und Mathias Gräsel mit der Eröffnung einer EWTO-Schule WingTsun auch nach Dieburg. Weitere Standorte haben sie zudem in Heppenheim und Hemsbach. Nun feiert die Schule, die sich ob des fünften Meistergrads von Grimm sogar Akademie nennen darf, ihr 25-jähriges Bestehen.
Im Interview spricht Grimm über die Entwicklung der Schule im vergangenen Vierteljahrhundert, den Umzug 2018 in die bisher größten und modernste Räume am Standort Dieburg und die Möglichkeiten der faszinierenden Kampfkunst, die zugleich als eine der effektivsten waffenlosen Selbstverteidigungen bekannt ist.
 
Herr Grimm, seit fast 30 Jahren existiert die Dieburger WingTsun-Schule. Einem bescheidenen Anfang folgten kontinuierliches Wachstum und stetige Verbesserungen. Wie ist die Schule das geworden, was Sie heute ist - und wie sind Sie ganz persönlich mitgewachsen?
Ich selbst komme ursprünglich aus dem Judo, bin zunächst als Schüler ins WingTsun und in die Schule von Mathias Gräsel hineingeschlittert. Bald schon sollten wir aber Geschäftspartner werden. Zunächst habe ich in unserem ersten Domizil, der Physiotherapie-Praxis von Andreas Enders im Minnefeld, als Trainer der Kinderkurse angefangen. Nach zwei Jahren bahnte sich dann eine intensivere Zusammenarbeit an.

1998 stiegen Sie schließlich offiziell ein ...
Ja, damals haben wir gemeinsam unsere GbR gegründet und auch die ersten eigenen Räumlichkeiten in der Dieburger Weißturmstraße bezogen. Nach einem kurzen Gastspiel in der einstigen „Druckwelle“ am Campus Dieburg siedelten wir 2004 in ein Objekt in der „Brückenmühle“-Passage über. Dort waren wir 14 Jahre lang zuhause - dann sind wir förmlich rausgewachsen.

Dies war einer der Gründe für den 2018 realisierten Umzug in die Dieburger Schlossergasse?
Genau. Dort haben wir 140 Quadratmeter herausgeputzt und im Frühjahr den Trainingsbetrieb aufgenommen. Uns ging es allerdings nie um das bloße, schnelle Größerwerden unserer Schule, sondern um ein ordentliches Wachstum. Im vergangenen Jahr war die Zeit für diesen Schritt jedoch reif.

Schon in den Jahren 2008 und 2012 erweiterten Sie die WingTsun-Schule um Standorte in Hemsbach und Heppenheim. Welche Größenordnung hat die Schule inzwischen angenommen?
Unsere Schülerzahl an allen Standorten zusammen schwankt aktuell bei 250 bis 300. An den beiden Bergsträßer Standorten arbeiten wir mit insgesamt neun Personen im Team; in Dieburg sind es sieben. Wir sind mit der Nachfrage mitgewachsen. Besonders unsere Kinderkurse (6-10 Jahre), die wir neben Teens-Kursen für Elf- bis 15-Jährige, gemischten Erwachsenenkursen ab 16 Jahren und reinen Frauenkursen anbieten, boomen. Dort haben wir teils sogar Wartelisten.

Warum ist WingTsun aus Ihrer Sicht das optimale Rüstzeug zur Selbstverteidigung?
WingTsun wurde über viele Generationen verfeinert und angepasst. Es gibt keine Akrobatik und keine unnötigen Schnörkel, die eine besondere Beweglichkeit des Anwenders bedürfen. Der Realität und den Anforderungen der Gegenwart angepasst, gibt es somit auch keine Wettkämpfe, Regeln, Gewichtsklassen oder Einschränkungen, wie es bei den meisten Kampfsport-Arten der Fall ist. Deshalb zählt WingTsun auch nicht zum Kampfsport, sondern zu den Kampfkünsten.

Und damit kann ich mich - auch als Frau, in höherem Alter oder gebrechlichem Zustand - bald gegen einen Angreifer zur Wehr setzen?
Definitiv. Wie rasch ich WingTsun erlerne, hängt zwar auch ein wenig vom Talent ab. Wer zweimal wöchentlich zu uns ins Training kommt, mit dem schaffen wir die Basis aber normalerweise in drei bis vier Monaten. Da ist dann auch schon mal das Abwehren eines Angriffs mit einer Waffe dabei. 70 bis 80 Prozent der Grundlagen vermitteln wir also schon in dieser ersten Zeit. Auch beim WingTsun gilt natürlich: Wer länger trainiert, wird noch besser - und mit der persönlichen Betreuung unseres Ausbilderteams macht die Kampfkunst auch richtig Spaß!